Der erste Schuss

Der erste Schuss Heroin

ODER, MEIN WEG IN DIE ABHÄNGIGKEIT

Es war Freitag. Ich war froh, dass die Woche rum war und war bereit für ein neues Weekend voller Abenteuer.

Das dieser Tag mein Leben für immer verändern sollte, ahnte ich damals noch nicht. Ich war gut drauf, hatte noch n Fuffi einstecken und gleich sollte mein bester Freund Micha (R.I.P. my friend…..see you on the dark side of the moon) kommen und dann wollten wir erst mal ein paar Bier abkippen und uns dann langsam in Richtung Kiez vorzuarbeiten…, wo wir die Nacht durchfeiern wollten.

Der Kiez, also für alle nicht Hamburger…St. Pauli…war in den letzten Jahren so etwas wie unser Wohnzimmer geworden. Hier hatten wir uns auch kennen gelernt.

Ich hatte gerade erst meine Aubilsung im 3. Lehrjahr hin geschmissen und war aus dem langweiligen Ort in Niedersachsen, an den uns meine Mutter….mit zu ihtem neuen Mann…geschleppt hatte, abgehauen.

Ich war grade erst 18 geworden und hatte einfach Bock auf Freiheit. Ich wollte was erleben…zur See fahren, wie mein Dad…..oder Zuhälter werden (danke Minus Mann), oder Rockstar….egal….irgend etwas spannendes….nur kein normales Leben…..

IN DER RETROPERSPEKTIVE MEINES LEBENS…IST MIR WENIGSTENS DIES GELUNGEN…

Meistens zog ich Freitag los … und kam dann erst am Motag vollkommen ausgepumpt und verkatert wieder auf der Arbeit an.

Meistens waren wir im Grünspan – am Ende der grossen Freiheit zu finden. Der Laden hatte schon seit den späten siebzigern Kult-Status.

THIS WAS THE PLACE TO BE

Schon vor dem Eingang wurden alle möglichen Drogen angeboten. Zu der Zeit interessierte ich mich haptsächlich für Haschisch. Ab und zu nahmen wir LSD und am Wochenende meist 4 bis 5 Captagon, um durchzuhalten, weil wir natürlich auch soffen wie die Löcher.

Ich kannte eine nette Lady, die in der Herbertstrasse anschaffte und mich irgendwie mochte. Sie wohnte in dem Hochhaus, in der Nähe der S-Bahnhaltestelle „Reeperbahn“, und so brauchte ich immer nur über die Strasse gehen und war schon fast da…

Sie verkaufte die Captas riegelweise und da ich im Laufe einer Nacht viele Türsteher, Nutten, Obdachlose, schwule Seeleute, Metalheads, Stricher und andere Menschen, die an den Rändern der Gesellschaft lebten und ihre eigene Subkultur bildeten,…. traf …., die alle auf Amphetamin waren…..war ich manchmal mehrmals innerhalb eines Wochendes bei ihr, um Nachschub zu holen.

Mein Kundenkreis war eine Mischung all dieser Gestalten der Nacht…

Es ist…wie am Millerntor beim FC St. PAULI…

Da sitzt der Zuhälter neben dem Punk. Prostituierte neben kleinen Kids, der Geschäftsmann neben dem Hausbesetzer….da ist es egal wo du herkommst, wer du bist oder was du vom Leben willst. Es zählt dort nur eins…und das vereinte uns….

DER FC SANKT PAULI

…und die Liebe zum Fussball und die… zu unser hood, unserem Viertel, unserem bario…..unserer Heimat, unserem Stadtteil….St, Pauli…

Auf St, Pauli zu leben war einfach anders.

DAS GEFÜHL, DASS ICH HABE, WENN ICH IM MORGENGRAUEN ÜBER DIE REEPERBAHN NACH HAUSE SCHLENDERE…DIE MÜLLWAGEN UND STRASSENFEGER, DIE UNSERE SÜNDIGE MEILE VON DEN HINTERLASSENSCHAFTEN DER NACHT BEFREITEN UND SIE FÜR DEN NÄCHSTEN ANSTURM WIEDER EINIGERMASSEN HER RICHTETEN.

DIE LETZTEN NUTTEN, DIE NOCH BEREIT FÜR NE SCHNELLE MORGENNUMMER WAREN, ODER DIE…-DIE NOCH NICHT GENUG GELD VERDIENT HATTEN, UM SICH DEN NÄCHSTEN SCHUSS ZU MACHEN. PENNER, DIE IHRE ÜBERFÜLLTEN EINKAUFSWAGEN LUST….UND KRAFTLOS VOR SICH HER SCHOBEN. DIESE MELANCHOLIE EINER DURCHFEIERTEN NACHT…DIESEN BLUES… DIESEN GERUCH …

DER GERUCH NACH MORGEN, NACH KOTZE, NACH BIER…NACH LUST….UND PISSE…GEMISCHT MIT DEM FRITTIERFETT DER IMBISWÄGEN … LIEBTE ICH SO SEHR, DASS ICH MICH NOCH HEUTE GERNE DARAN ERINNERE. ES WAR KEIN SCHÖNER GERUCH… ABER ER LÖST GEFÜHLE AUS, AN DIE ICH GERNE ZURÜCK DENKE..

Hier, auf St. Pauli, kennt noch jeder jeden….man grüsst seine Nachbarn, hält mit jedem n kurzen Snack… hilft sich gegenseitig und steht…., auch wenn sonst Streitereien und Schlägereien an der Tagesordnung sind……,…wenn es gegen einen Feind von ausserhalb geht,….fest zusammen. Hier gibt es eigene Regeln, eine eigene Sprache….andere Moralvorstellungen….und eigene Werte. Es gibt einen, nicht nieder geschriebenen, Ehrenkodex, an den es sich streng zu halten gilt.

St. Paulianer holen nicht die Polizei….

Und das tut mehr weh….davon kannst du ausgehen.

Wir kippten dann n paar bier und hörten uns die neue Slayer Scheibe an

Reign in blood

Dann nahmen wir die U 3 zum Hauptbahnhof.

Eigentlich war es ja unser Plan einen Molly in die Bullenwache an der Schanze zu schmeissen, um uns für die Schläge, die wir letztes Wochenende, von denen bekommen hatten,als sie Michas Wohnung stürmten, zu rächen.

Diese Ratten waren schon das zweite Mal an der Tür, weil wir angeblich zu laut feierten.

Wir, dass waren Micha, Andrea und Maike und ich…

Die Uniformierten Marionetten der Exekutive waren mit unserem respektlosen Vrrhalten wohl überfordert.

Sie stürmten in die Wohnung und eine wilde Keilerei entstand, in dessen Verlauf jemand auf den Glastisch fiel und diesen zerbrach.

Micha und ich wurden danach in Handfesseln mit zur Bullenwacbe geschleppt und bekamen mal wieder die erse Anzeigen, unter anderem wegen…..

Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte

A.c.a.b. Und als wir ebenfalls Angeige erstatten wollten, lachten uns die grün…..weissen nur aus.

DAS KONNTEN WIR NATÜRLCH NICHT UNBEANTWORTET LASSEN…

DAS SCHRIE FÖRMLICH NACH RACHE

Und was soll ich sagen, wir waren damals im schwarzen Block und waren jung und wild und …..zu Allem bereit.

Und wir hassten die Staatsmacht….

Wir wollten an diesem Tag irgend etwas extremes machen. Auf einmal zeigte mir Micha den Fuffi, den er noch in der Tasche hatte.

Genau in diesem Moment trafen wir Lydia, die wir von diversen Amsterdam Trips kannten und mit der wir schon öfter Lsd genommen hatten.

Sie sah echt Scheisse aus. Sie war, wie so viele unsere damaligen Freunde, inzwischen dazu übergegangen sich Heroin zu fixen.

Wir schauten uns an…..und es bedurte keines Wortes mehr…..

Das würden wir jetzt als extreme Massnahme machen. Wir würden uns Heroin drücken……

Und trotzdem nicht süchtig werden……Jaaaaa das wars…

Wir waren erstaunt wie schnell dann alles von Statten ging….Zack, kam Lydia aus der Apo und hatte n 10 er Pack Insulinpumpen in der Hand.

Wie gingen kurz zum Hansaplatz in St. GEORG und kauften uns fürn fuffi Schore.

Damals kostete ein Gramm noch so zwischen 200 und 300 DM…..

Wie gingen dann zu dritt in Michas Bude in der Schanze. Lydia kochte das Heroin mit Wasser und etwas Asco auf einem grossen Löffel auf und verteilte es dann auf 3 Pumpen.

Als erstes machte sie sich ihren Knaller, da sie behauptete Affig zu sein.

Dann war ich an der Reihe. Sie suchte meine…..damals noch intakte Vene in der Armbeuge….klopfte 3….4 Mal darauf rum, pustete dann auf die Stelle, während sie mir die Nadel gefühlvoll in die Vene stiess….sie zog die Pumpe etwas an…um zu überprüfen, dass sie auch drinne war……

Das Blut schoss in den Kolben der Spritze…

Und vermischte sich mit dem Heroin…..

Lydia lächelte und sagte….nur….Yuppp

Dann drückte sie ab…

Hmmm….noch spürte ich nichts….sie zog noch mal etwas Blut an und drückte es dann wieder rein und ich wollte mich grade beschweren, dass ich dachte….beim Blallern würde ich den Kick sofort spüren, als mich ein warmes Gefühl durchflutete….

Meine Hoden wurden von einer angenehmen Wärme durchflutet….dann zog die Wärme in den Bauch….und schliesslich war mein ganzer Körper von diesem warmen, absolut schönen Gefühl erfasst.

Ich lehnte mich zurück auf das Sofa, schloss die Augen und konnte es kaum glauben wie wohl ich mich fühlte.

Es war ein Gefühl der absoluten Geborgenheit. Als ob ich wieder in die Gebärmutter meiner Mutter zurück gekehrt wäre…..

Ich fühlte mich sicher, beschützt….geliebt…Vollkommen

Jaaa, das war es. Kein Vergleich mit all den anderen Drogen, die ich bisher probiert hatte….

SIE WAR MEINE KÖNIGIN….

Dann bekam Micha seinen Schuss und wir gingen, trotz eines Schneesturms raus auf die Strasse. Uns war warm, wir waren glücklich…und noch während ich mit Micha sprach, musste ich kotzen….

Ich drehte nur kurz den Kopf zur Seite und kotzte einen Riesen Schwall in den Schnee, nur um danach das Gespräch unvermindert weiterzuführen.

Dieses Kotzen war anders…..irgendwie ganz leicht….kein Würgen….befreiend….nicht mal unangenehm.

Wir waren rundum zufrieden und vergassen sogar unsere Rache an den Bullen…..

Es war das schönste, was ich bisher erlebt hatte. Genau dieses Gefühl der Unbesiegbarkeit wollte ich nun immer haben……

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15 Kommentare zu „Der erste Schuss

  1. Ich weiß, dass Hero von Herold kommt, du Held für einen Tag ;-)… uebrigens habe ich jetzt zufällig deine Antwort gesehen. Mein Reader hat mir nicht angezeigt, dass du geantwortet hast. Naja auch egal… ich denke auch ab und an an Dich und frage mich dann, was du so treibst :-)… bei mir kommt keine Langeweile auf, meine Maedels, meine Arbeit… mein Freund, die große italienische Familie… immer Action. Und ich schreibe gerne vorallem in meinem blog.

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  2. Deine Geschichten haben absolut Sogwirkung! Willst du nicht mal ein Buch rausbringen? Ich würde es mir sofort holen! Grüße aus Athen

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    1. Hihi…yipeeee…..da freu ich mich echt sehr….genau das ist der plan…mir fehlt nur die struktur….deshalb sammel ich erst mal alles durcheinander in meinem blog..,aber für 2019 steht das projekt..,,,ich fühle mich sehr geschmeichelt, dass dir meine lebensgeschichte gefällt…,solche komplimente sind die schönsten….,danke….love and peace

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  3. Na weil es mich zwar körperlich nicht zerstört hat,aber hart an meiner seele genagt hat…..und weil unsere welten so extrem verschieden sind…..schön…das ich dein alter jetzt weiss….aber ich wusste schon die ganze zeit,daß wir eine generation sind….nur halt mit unterschiedlichen leben….und das spannende ist, dass wir trotz aller unterschiede doch sehr ähnlich ticken…..hab letztens nachts an dich gedacht….und wollte es eigentlich schon länger klarstellen…..hero kommt von herold…..hnd heroin….nicht das du denkst ich hielte mich für einen Helden…..wenn dann….nur für einen Tag…..bihi….schlaf schön-

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  4. Hallo wiemgehts? Bist du von Aachen zurück? Liebe Grüße Petra

    Gesendet mit der Telekom Mail App

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    1. Yoooo….,schon länger….war zwischendurch schon wieder in bayern….in hanau…..und auch kurz zu hause….morgen bekomm ichn herd…..yeahhhh….wie läufts?….love and peace

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      1. Hey und Ahoi du Binnen-Welten-Bummler,
        heißt das, daß du wieder Zugriff auf dein Konto hast und die Bankster-Story vom Tisch ist?

        Bon Chance,
        Raffa.

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      2. Nein…hab ich immer noch nicht..,und viel schlimmer….hab 1500 strom gas nachzahlung bekommen….mich voll gefreut…und rate mal auf welches konto die das überwiesen haben???grrrrrr….natürlich auch das mit über sechs tausend im minus….das gepfändete…fuck….weg wars…dabei hätte mir das über die nächsten monate geholfen…,aber egal…ist nur geld….ich lebe….bin gesund….rel. clean….und bin bei jemand zu besuch, die wlan hat…irgendwie gehts komischer weise immer weiter….auch wenn ich das dann im moment nicht glauben kann……love and peace…..wenn die nacht am tiefsten ist….ist der tag am nächsten….

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      3. Na Hola, läuft ja rund und rund!
        Natürlich geht es weiter, erst recht, wenn wir diese kleine Sonne im Herzen haben, welche in roundabout ein-zwei Stündchen aufgeht – eine Gelegenheit, daß auch wir uns sehen können….

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      4. Also doch eher das andere rund?
        Halt die Ohren steif…

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  5. Echt krass…und für mich total spannend. Weil ich dieses Gefühl überhaupt nicht nachempfinden kann…außer ich vergleiche es mit einem Narkosemittel. Da „schwimmt“ einem auch von den Füßen bis zum Kopf ein warmes Gefühl im Körper – schläfst aber nur in sekundenschnelle ein…
    Dieses Gefühl muss ja sooo genial und absolut sein, dass du in Kauf genommen hast, deinen Körper damit „kaputt“ zu machen…ich mus es anders formulieren, das Zeug hat es nicht gschafft dich kaputt zu machen aber andere Menschen schon…

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    1. Wie immer lese ich deinen commi mit gemischten gefühlen.ich habe versucht und versucht…und gott weiss wie sehr versucht mich zu zerstören….und doch verdanke ich dem heroin mein Leben. Anders hätte ich diese Welt nicht aushalten können und wäre schon lange tot….aber….ich bin top fit….also körperlich….geistig nicht so ganz…haha….die Ärzte können es immer kaum glauben…egal ob blut….leber oder zuckerwerte…keine Krankheiten, oder was auch immer…alles top….eigentlich voll ungerecht,dass ich schon solange russisch roulette mit meinem Körper spiele…und andere schon mit 20 n Wrack sind….. ich so fit bin….na ok…die Kondition ist schlechter geworden, es dauert viel viel länger nach einer party wieder auf die beine zu kommen….und…..dir sag ich es….weil ich dir ja alles sage….leider nur noch höchstens 1 mal pro Nacht Sex haben….mag…..kann…..und sogar….nicht mal mehr jeden tag….krass….dachte immer wenn es mal soweit ist möcht ich nicht mehr leben….aber die bedürfnisse verlagern sich tatsächlich….wer hätte das gedacht….aber was an quantität abnimmt…..nimmt an qualität zu….hihi…..love and peace

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      1. Warum liest du meine Kommentare mit gemischten Gefühle? Du bist unkaputtbar, ein Hero… und bei mir ist es nicht anders *LOL* dafür aber sehr intensiv… bin auch nicht mehr die Jüngste ;-)… bin aber gestern auf 36 geschätzt worden… das fand ich mega, plus 10 dann stimmts… ups jetzt habe ich dir mein Alter verraten.

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